Experten machen zum Weltkrebstag Mut

Die Zahlen, die Professor Jan Harder für Deutschland nennt, sind alarmierend: Die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken, liege bei 50 bis 60 Prozent. "Das heißt, jeder Zweite ist im Laufe seines Lebens davon betroffen", erklärt der Leiter des Krebszentrums Hegau-Bodensee. Vier Millionen Bundesbürger hätten bereits eine Krebsdiagnose und jährlich kämen weitere über 500 000 Neuerkrankungen hinzu.

Konkrete Tipps zum Leben mit Krebs

Trotz erschreckender Prognose ging es bei der Podiumsdiskussion anlässlich des Weltkrebstags weniger um die Krankheit an sich. Vielmehr solle der Abend auch Mut machen zum Leben mit Krebs, sagte Harder. Erfreulich sei, dass jeder Mensch sein Krebsrisiko durch Verzicht auf Nikotin und Alkohol, viel Bewegung, durch Sonnenschutzcreme und Vorsorgeuntersuchungen um die Hälfte reduzieren könne. Bei den Fachleuten, mit denen er über "Individuelle Wege bei Krebserkrankungen" diskutierte, standen die Aspekte Naturheilverfahren, Psyche und Bewegung im Vordergrund. Dazu gab es konkrete Tipps und nützliche Hinweise.

Veranstaltung der Wissenswert-Reihe

Die Veranstaltung in der Singener Stadthalle, die von Volkshochschule und Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz organisiert wurde und im Rahmen der Wissenswert-Reihe stattfand, stieß auf großes Interesse. Rund 130 Besucher ließen sich darüber informieren, wie vielfältig die Therapiemöglichkeiten bei der Diagnose Krebs heute sind. Angesichts des stetig wachsenden Angebots riet Professor Jan Harder zur Vorsicht, um nicht in die falschen Hände zu geraten. "Man greift nach jedem Strohhalm", weiß Harder um die Ängste von Krebspatienten.

Naturheilverfahren einbeziehen

"Wenn die Behandlungskosten 500 Euro übersteigen oder Versprechungen gemacht werden, ist es kein seriöses Angebot", wies Professor Roman Huber vom Universitätsklinikum Freiburg auf zu beachtende Merkmale hin. Der Facharzt für innere Medizin und Gastroenterologie mit Zusatzausbildung Naturheilverfahren saß auf dem Podium als Vertreter der Komplementärmedizin. Krebspatienten kämen oft zu ihm, um Nebenwirkungen der Krebstherapie zu reduzieren oder um deren Wirksamkeit zu verbessern, sagte er. Hinsichtlich der Anerkennung von Behandlungsmethoden habe sich viel getan. In den USA seien zum Beispiel Yoga, Achtsamkeits- und Musiktherapie sowie Meditation in die medizinischen Leitlinien aufgenommen worden. Dies werde auch in Deutschland kommen, ist er überzeugt. Positiv äußerte er sich über das Krebszentrum Hegau-Bodensee: "Ich bin beeindruckt von der umfassenden Behandlung in der Onkologie in Singen."

 

Im Krebszentrum wird seit ein paar Jahren – neben Schulmedizin – ein zusätzliches Programm angeboten, das ebenfalls zur Genesung der Patienten beitragen soll. Auf dem Podium stellte Kunsttherapeutin Malgorzata Martin ihre Arbeit mit Krebspatienten vor und sprach von einer entspannenden Wirkung. Auch die Gesundheits- und Krankenpflegerin und ausgebildete Aromatherapeutin Anne Sender konnte über positive Auswirkungen durch den Einsatz von ätherischen Ölen berichten.

 

Sportwissenschaftler Joachim Auer rief zu mehr Bewegung auf. "Dadurch werden Botenstoffe freigesetzt, was wichtig für das Immunsystem ist", betonte er. Sein Rat: Mindestens zweimal pro Woche solle man sich 30 Minuten lang bewegen bis man ins Schwitzen komme. Um sportlich Ungeübten den Einstieg zu erleichtern, setzt Auer, auf das Ein-Minuten-Programm, das langsam gesteigert werde.


Auf Spendensuche

Zur Finanzierung zusätzlicher Angebote ist das Krebszentrum auf Spenden angewiesen. Aktuell gibt es zweimal pro Woche drei Stunden Kunsttherapie und 14-tägig einen zweistündigen Einsatz der Klinikclowns. Beides könnte, laut Silke Asal, zum Wohle der Patienten erweitert werden. Doch es fehlt an Sponsoren. Die Koordinatorin weist auf die schwierige, finanzielle Lage hin, wodurch selbst das jetzige Angebot nicht gesichert sei. Jeder Betrag sei willkommen.

Wer helfen möchte, kann nachfolgendes Spendenkonto nutzen: Hegau-Bodensee-Klinikum IBAN DE13 6925 0035 0003 0500 51, BIC: SOLADES1SNG, Verwendungszweck: Krebszentrum SK-0378895, Onko Plus. 


Quelle: Südkurier Titelbild und Text: Karin Zöllner

Quelle: Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz  Bildnachweis: Andrea Jagode